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Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich wurde von den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang positiv überrascht. Wo vorher Zweifel waren, stehen nun großartige Erfahrungen und Erinnerungen. "Die Spiele haben mich in ihren Bann gezogen", stellt Heinrich fest und erklärt in seinen finalen Eurosport-Blog aus Südkorea, wie es dazu gekommen ist.

Von Sigi Heinrich aus Pyeongchang

Es ist schon verrückt. Hätte man mir vor drei Wochen, als ich in Südkorea gelandet bin, gesagt, dass ich den Rückflug von den 23. Olympischen Winterspielen mit etwas Wehmut antreten würde, hätte ich das ins Reich der Fabel verwiesen. Und nun, da die Flamme erlöscht ist, stelle ich fest, dass ich am Ende doch überzeugt wurde.

Jeden Tag mehr und mehr haben mich die Spiele gefesselt, in ihren Bann gezogen. Sogar und tatsächlich mit am intensivsten an zwei Ruhetagen, in denen ich zu den Eiswettbewerben an die Küste gefahren bin. Im Olympiapark trafen sich die Südkoreaner, um ihre Spiele zu feiern. Mit der ganzen Familie. Und auch in den Stadien habe ich sie getroffen. Bloß in den Bergen bei den Schneemenschen machten sie sich rar.


Aber mit alpinen Skirennen, mit Langlauf oder Nordischer Kombination und auch mit Biathlon können Südkoreaner einfach wenig anfangen. Eiskunstlauf ist dank der Olympiasiegerin Kim Yuna im Sportverständnis schon tiefer verankert. Und natürlich auch Shorttrack und Eisschnelllauf. Da war die Stimmung wahrlich olympisch, zum Teil sogar enthusiastisch, wenn Südkorea vertreten wurde.

Freundliche Helfer, gute Sportstätten

Ansonsten traf ich nur freundliche Menschen, die bei zum Teil widrigsten Bedingungen geholfen haben, dass unsereins nicht verloren ging. Sie haben uns vor allem am Anfang nicht einfach nur den Weg gezeigt, sondern sind mitgegangen und haben sich vergewissert, dass wir auch im richtigen Bus saßen. Das war mehr Entgegenkommen und Hilfe als normal und hat deutlich gemacht, wie sehr man in Südkorea bemüht war, diese Spiele zu einem Erfolg werden zu lassen. Es war ein erfolgreiches bemühen.

Dazu beigetragen hat auch die Qualität der Sportstätten. Selbst auf der vorher als zu leicht empfundenen Abfahrt der Männer entwickelte sich letztlich ein Spektakel und ein olympiawürdiges Rennen. Die Bob-und Rodelbahn war nicht einfach zu fahren, die Sprungschanzen forderten die besten der Welt. Und dass der eisige Nordwind zu Beginn seine volle Kraft entfaltete, kann niemand dem Veranstalter ankreiden. Die Verschiebungen wurden mit vereinten Kräften aufgefangen. Auch Flexibilität gehörte letztlich zu den Stärken der Gastgeber.

Faszination im Vierjahresrhythmus

Und der Sport selbst hat uns ja sowieso ständig auf Trab gehalten mit all seinen Facetten. Den großen Überraschungen und Emotionen, die eben bei Olympischen Spielen noch viel intensiver ausfallen als im grauen Alltag der Weltcuprennen. Selbst Weltmeisterschaften vermögen nie so tief in die Gefühlswelt einzudringen, wie das alle vier Jahre im Zeichen der Ringe der Fall ist. Das ist ja eine der großen Stärken der Olympischen Spiele, die große Faszinationen, die freilich immer noch in Gefahr ist, denn nach wie vor herrscht vor allem in Europa Skepsis gegenüber dieser Mammutveranstaltung.


Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), tut gut daran, den Forderungskatalog seiner Organisation gegenüber möglichen Interessenten stark zu minimieren. Das Thema Nachhaltigkeit und Nachnutzung darf nicht mehr, wie bislang geschehen, vernachlässigt werden. Die Bürger - selbst in Wintersportregionen wie zuletzt Österreich mit Tirol - lehnen den olympischen Gigantismus mittlerweile ab. Da ist vermehrt Fingerspitzengefühl gefragt, damit die Winterspiele nach Turin 2006 endlich mal wieder in Europa ausgetragen werden, dort wo das Herz der Schneekristalle schlägt. Derzeit drehen sich die Ringe vornehmlich in Asien. In zwei Jahren ist Tokio dran mit den Sommerspielen und dann Peking mit Winterspielen. Schlafdefizite sind mithin erneut programmiert.

Das Erbe der Spiele für Nord-und Südkorea?

Für mich gehen die Spiele irgendwie auch weiter, denn ich bin gespannt, ob es nun wirklich zu einer Annäherung kommt zwischen Süd-und Nordkorea. Oder ob die Cheerleader aus Nordkorea und die Teilnehmer aus dem Norden der koreanischen Halbinsel nur ein Propagandagag waren. Der Einmarsch einer gemeinsamen koreanischen Mannschaft war ein schönes Signal ebenso wie ein gesamtkoreanisches Eishockeyteam bei den Frauen.


Es war ein Zeichen der Hoffnung, aber wenn ich die geopoltische Situation mit der langen Grenze Nordkoreas zu China betrachte und das sektenähnliche Verhalten von Nordkoreas Führer Kim Jong-un gegenüber seinen Landsleuten sehe, glaube ich nicht so recht an eine Fortsetzung der olympischen Geschichte. Aber es war auf jeden Fall tröstlich zu sehen, dass die Ringe doch noch ein wenig Kraft besitzen, um der Politik zumindest ein paar Anstöße zu geben. Nur sollte man das nicht überbewerten.

Peking kann von Pyeongchang profitieren

Pyeonchang 2018 waren schöne Spiele. Peking in vier Jahren kann und wird davon profitieren, dass wir alle jetzt in jeder Beziehung frische Erfahrungswerte mit olympischen Spielen in einer für Europa schwierigen Zeitzone haben.

Und auch die elementaren Bedürfnisse dürften in China problemlos gestillt werden. Statt scharfem Kohl (Kimchi) gibt es dann eben Pekingente...


https://www.eurosport.de/olympia/pyeongchang/2018/olympia-2018-blog-von-sigi-heinrich_sto6654670/story.shtml